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Integration

Der Ausländerausschuss ist bis Ende 2005 gewählt. Eine Neuwahl wird wohl nicht mehr statt finden, da mit der Ausweitung der EU immer mehr BürgerInnen ohnehin bei der Kommunalwahl kandidieren können. Zudem stellt sich bei einer geringen Wahlbeteiligung von 7 Prozent (wie bei der letzten Wahl) die Frage nach der Legitimation der Wahl.

 

Wir befürworten einen Beirat für Migrations- und Integrationsfragen, der dem bisherigen Ausländerausschuss Ende 2005 folgen soll. In diesem Ausschuss könnten dann auch MigrantInnen vertreten sein, deren Gruppierung bisher keine Vertretung im Ausschuss hatte. Das Thema Integration wird für eine nachhaltige Stadtentwicklung eine bedeutende Rolle spielen. Die Kommunalpolitik muss sich mehr als bisher damit auseinandersetzen.

 

Wir stellen bei den Diskussionen im Gemeinderat und mit Bürgerinnen und Bürgern fest, dass die Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen seit dem 11. September 2001 abgenommen hat. Besonders schwer tun sich Muslime bei ihren Bemühungen um Akzeptanz und Anerkennung. Auch wir sehen, dass es MigrantInnen gibt, die keine Kontakte zur Bevölkerung außerhalb ihrer Familien/Sippen wollen oder nicht haben dürfen und auch zu wenig deutsch lernen. Das sollte jedoch dazu führen, dass wir unsere Integrations-bemühungen verstärken.

 

Die islamische Gemeinschaft sucht seit vielen Jahren nach akzeptablen Räumen, um aus den bisherigen, sehr provisorischen Räumen in der Wilhelmstraße ausziehen zu können. Die Räume dort sind in einem unzumutbaren Zustand, entsprechen vermutlich nicht den brandschutzrechtlichen Bestimmungen und sind z.T. nicht einmal heizbar. Die Islamische Gemeinschaft hat, insbesondere mit ihrem neuen Vorstand, große Anstrengungen unternommen, um den Kontakt mit den Nachbarn gut zu gestalten und sich den Ludwigsburger Bürgern zu öffnen. Der Vorstand spricht deutsch. Ziel ist, die Sprachhilfe und Hausaufgabenbetreuung für die Gemeindemitglieder auszuweiten. Die Islamische Gemeinschaft hat bei der umliegenden Nachbarschaft nie Anlass zur Klage gegeben. Dennoch wurde bisher jeder Versuch, sich in neuen Räumlichkeiten an anderer Stelle in der Stadt zu etablieren mit unterschiedlichen Methoden verhindert.

 

In zahlreichen Stellungnahmen haben sich die Muslime in Deutschland von Terrorakten und Gewalt distanziert und auf die friedliche Botschaft des Korans hingewiesen. Leider werden diese Äußerungen von der Presse und der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen um eine Integration zu erleichtern. Diese positiven Ansätze gehen häufig unter in der Berichterstattung über islamistische Gewalttaten und dem globalisierten Kampf gegen den Terrorismus. Pauschalverurteilungen sind hier gefährlich schnell und einfach gefällt.

 

Es lohnt sich aber, genauer hinzusehen und unsere muslimischen MitbürgerInnen die hier in Ludwigsburg leben, nach ihrem konkreten Verhalten zu beurteilen. Wenn sie zu unserer demokratischen Rechtsordnung stehen und sich an Recht und Gesetz halten, müssen sie von uns behandelt werden wie jeder/jede andere auch, denn es gilt der Gleichheitsgrund-satz.

 

Nachfolgend übersenden wir auch die Weihnachtsgrußbotschaft der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Baden-Württemberg.

 

Grußbotschaft

Des Vorsitzenden der Islamischen Glaubensgemeinschaft

Baden-Württemberg

M. Riad Ghalaini

zum

Weihnachtsfest

 

Stuttgart, 21. Dezember 2004

 

 

Sehr geehrte, liebe christliche Schwestern und Brüder,

 

die Adventzeit geht zur Neige. Sie bereiten sich in Ihren Familien und Gemeinden auf das Weihnachtsfest vor. Sie freuen sich auf die bevorstehenden besinnlichen Tage.

 

Es bereitet mir eine besondere Freude, Ihnen meine herzlichen Glück- und Segenswünsche zu senden.

 

Weihnachten ist für Christen das Fest der Liebe und des Friedens. Zurzeit findet die weihnachtliche Botschaft „Frieden auf Erden, wenige Befürworter und Helfer, um Wirklichkeit zu sein und zu werden.

 

Das Geburtsland Jesu leidet unter Besatzung, Unterdrückung und Zerstörung von Leben und Besitz, sowie unter der daraus provozierten Gewalt. Ungestraft werden UNO-Beschlüsse missachtet.

 

Lange vor dem 11.09.01, haben wir Muslime, durch unseren Glauben begründet, jegliche individuelle oder staatliche Gewaltanwendung verurteilt, sei es um vermeintliche soziale Probleme zu lösen oder um politische Ziele bzw. wirtschaftliche Interessen durchzusetzen. Angesichts der hundertachtzigtausend zivilen Todesopfer im Irak, sowie der Morde im Sudan, im Kongo, in Ruanda und in anderen Teilen der Welt, konnten und können wir Muslime nicht schweigen. Deutliche Verurteilungen solcher Gewalttaten sind eigentlich Aufgabe, ja geradezu Pflicht der Religionsgemeinschaften. Leider wird zu oft von allen geschwiegen.

 

Dass hohe christliche Verantwortliche sich an der Islamfeindlichen Kampagne beteiligen, sogar, sie manchmal anstoßen, erfüllt nicht nur uns Muslime, sondern auch Nichtmuslime mit Sorge.

 

Der Koran empfiehlt uns wie wir uns in einer solchen Situation verhalten sollen:

Wenn dir Schlechtes getan wird, erwidere es mit einer guten Tat (23/96)… und

Die gute Tat ist der schlechten nicht gleichzustellen. Erwidere die schlechte die dir geschieht, mit einer guten! So wird derjenige, mit dem eine Feindschaft bestand, zu einem guten Freund (41/34)

 

Wir sind tief betroffen, beunruhigt, und in großer Sorge, wenn in diesen Tagen der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Huber, in Brüssel im Blick auf den christlich - islamischen Dialog sagt: „Die Zeit der interreligiösen Schummelei ist zu Ende gegangen“. Solche Worte schmerzen uns Muslime zutiefst, weil viele von uns seit vielen Jahren mit unseren christlichen Brüdern und Schwestern, sehr erfolgreich einen ehrlichen, offenen und freimütigen Dialog führen. Nicht weniger unbegreiflich ist für uns, wenn in einer großen Tageszeitung bei einem Interview über den Dialog, mit Kardinal Lehmann, die Überschrift „Nur Gequatsche“ gewählt werden kann.

 

Es ist bedauerlich und untergräbt jede Glaubwürdigkeit, wenn Mission und Dialog vermengt wird. Zitat Kardinal Lehmann „ Für heute ist unwiderruflich klar: Mission und Dialog im konkreten Sinne gehören zusammen „ Unbeschadet der Tatsache, dass jede Religion missioniert, sind wir zutiefst überzeugt: Der Dialog muss ein missionsfreier Raum bleiben. Die Kirchen haben ausreichend gut ausgebaute, so genannte Missionswerke, beträchtliche Summen fließen, so dass die Kirchen auf Instrumentalisierung des Dialogs verzichten können.

 

Wie sollen sich sonst Schulkameraden, Nachbarn, Arbeitskollegen, einfach Menschen verschiedenere Religionen unbefangen begegnen?

 

Wer sich davon Vorteile erhofft handelt kurzsichtig und gefährdet den sozialen Frieden!

 

Trotz aller Beschwernisse bitten wir Gott von ganzem Herzen um seinen Beistand und hoffen, daß wir Muslime und Christen in unserer friedlosen Welt einen gemeinsamen Weg der gegenseitigen Achtung und des informierten Respekts, einen Weg des sozialen und religiösen Friedens finden. Wir werden uns auch im neuen Jahr ehrlich bemühen mit ihnen zusammen, diesen für unsere Gesellschaft so entscheidenden Weg zu finden. Dafür sollten wir Christen und Muslime unsere ganze Kraft einsetzten!

 

Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Gemeinden ein frohes und friedliches Fest und ein glückliches Jahr 2005.

 

Ihr

 

M. Riad Ghalaini

 

 

 

Die Islamische Glaubensgemeinschaft

Baden-Württemberg

Mitglieder:

Institut für Islamische Erziehung

Islamische Gemeinde in der Europäischen Union in Baden-Württemberg

Zentralrat der Muslime in Baden-Württemberg

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