video_label

Ostumfahrung zerstört Naherholung

Ludwigsburger Gemeinderat setzt immer noch auf die Verkehrspolitik der 50er Jahre

Der Forderung der CDU nach einer "großzügigen Ostumfahrung" hat sich inzwischen auch die FDP angeschlossen. Stadtrat Friedrich Haag, Vorsitzender des Oststadtvereins überraschte bei der Haushaltsdebatte mit der Information, dass der Oststadtverein in seiner letzten Sitzung beschlossen habe, mit Nachdruck eine Ostumfahrung zu fordern. Diesem Antrag hat der Bauausschuss in seiner letzten Sitzung mit einer Mehrheit aus CDU und Freien Wählern zugestimmt.

 

Grünen-Stadträtin Roswitha Matschiner: "Jeder weiß, dass eine Ostumgehung das Naherholungsgebiet vom Hartenecker Feld über Lochwald, Köpfle und Feldweingärten zerstören würde. Bei einer Weiterführung der Straße bis zum Autokino, wie es die FDP in ihrem Antrag fordert, wäre das auch das Aus für die Oßweiler Höhe und die Kleingärten am Oßweiler Weg." Der Siedlungsdruck würde zunehmen, es bliebe nicht bei der vergleichsweise "harmlosen" Bebauung im Gebiet "Gegen Eich" (die die Grüne Fraktion abgelehnt hat) und der Entwicklung der Flakkaserne (die für die Grüne Fraktion Priorität hat). Für die Erschließung dieser Flächen würden die Walter-Flex- und die Comburgstraße ausreichen. "Wird die Verkehrspolitik, so wie sie derzeit von der Gemeinderatsmehrheit betrieben wird, umgesetzt, wird Ludwigsburg in absehbarer Zeit im Westen (zusätzlich zur Autobahn), im Osten (zusätzlich zur Neckartalstraße) und im Süden (mit dem Nord-Ost-Ring) drei weitere Umgehungsstraßen habe, die alle die dort noch vorhandenen Naherholungsflächen unbrauchbar machen würden," prophezeit Matschiner. "Möglicherweise unterliegen die Mitglieder des Oststadtvereins der Illusion, dass eine weitere Straße die Verkehrsbelastung in der Friedrichstraße senken könnte." Bisher allerdings mache man landesweit die Erfahrung, dass neue Straßen mehr Verkehr anziehen ("Wer Straßen sät wird Verkehr ernten"). Diese Entwicklung hat in der Fachwelt eine eigene Bezeichnung: induzierter Neuverkehr.

 

Die Grünen sind überzeugt, dass die Straßen in der Stadt durch neue Straßen nicht wesentlich entlastet werden. Immerhin 90% des Ludwigsburger Verkehrs ist hausgemacht, d.h. Verkehr, der aus Ludwigsburg kommt (Quellverkehr), nach Ludwigsburg will (Zielverkehr) oder beides (Binnenverkehr). Wer dann spazieren gehen, joggen oder einfach nur mal an die frische Luft will, setzt sich ins Auto und fährt auf einer dieser Umgehungsstraßen ins Grüne (das immer weiter entfernt liegt) - so lange bis er/sie auch dort wieder im Stau steht. Wem diese Entwicklung nicht gefällt, wer auf die noch verbliebenen Naherholungsflächen nicht verzichten will und dennoch mobil bleiben will, baut auf eine umweltfreundliche und zukunftsfähige Mobilität.

 

Die Grüne Fraktion fordert seit Jahren den Ausbau des Angebots im öffentlichen Verkehr. "Der Schnellbus Ludwigsburg-Waiblingen ist da erst der Anfang," meint Stadträtin Monika Schittenhelm. "Langfristig brauchen wir auch in West-Ost-Richtung eine Schienenverbindung" und ihre Fraktionskollegin Susanne Leidenroth ergänzt: "Wir wollen außerdem die Umsetzung des Fuß- und Radwegekonzepts, das bei der Stadt seit der letzten Kommunalwahl in den Schubladen liegt, weil es nicht mehr mehrheitsfähig ist. Wir fordern, dass auf "Kinderwegen" (zur Schule und zum Kindergarten) der Bewegungsdrang der Kinder und deren Sicherheit Priorität hat gegenüber dem Auto, damit Kinder lernen, ihre Wege selbst zu meistern und nicht auf das "Eltern-Taxi" angewiesen sind." Die Fraktion macht in diesem Zusammenhang schon heute auf eine Veranstaltung zum Thema "Kinderwege" am 13. März im Podium der Musikhalle aufmerksam. Ebenso weist sie auf eine Aktion von Ludwigsburger Radlerinnen und Radlern hin. Sie treffen sich jeden letzten Freitag im Monat um 17.00 Uhr beim Brunnen am Forum und fahren eine Zeit lang gemeinsam durch die Stadt. Sie wollen mit dieser Aktion für mehr Rücksicht gegenüber den schwächeren Verkehrsteilnehmern werben und dabei den alltäglichen Autowahn wenigstens für kurze Zeit bunter und menschengerechter gestalten.

 

Wer mehr Informationen über das kommunale Geschehen aus "grüner Sicht" möchte, kann den Jahres-Rückblick 2001 der Fraktion unter Tel. 07141/84848 oder matschiner.lb@t-online.de anfordern oder im Internet unter http://gr-fraktion.gruene-ludwigsburg.de einsehen.

expand_less