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Redebeitrag Florian Sorg Gemeinderat 19. Dezember 2023 - Kommunale Wärmeplanung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Knecht,

sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Schwarz,

Herr Nusser von EGS-plan,

liebe Zuhörende,

 

nun geht heute Abend doch noch ein weihnachtlicher Stern auf. Ein Stern, der uns wärmend in die Zukunft weist. 

 

Das Klimaschutzgesetz des Landes verpflichtet uns bis Ende des Jahres die kommunale Wärmeplanung, die heute vorliegt, zu beschließen. Wir in Ludwigsburg machen’s ganz spannend und warten bis zum letztmöglichen Termin. 

 

Mit der kommunalen Wärmeplanung beschließen wir heute einen wichtigen Zwischenschritt. Wir bilden die Grundlage für ein großes Infrastrukturprojekt. Der Umbau hin zu lokaler erneuerbarer Wärmeenergie befreit uns von fossilem, konfliktreichen Öl und Gas. 

 

Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sind am Thema sehr interessiert. Die Menschen wollen wissen, ob und wo Fernwärme kommt und wo man besser eine Wärmepumpe einbaut. Denn wo nie Fernwärme hinkommt, kann ich schon heute eine Wärmepumpe kaufen und bin unabhängig von Öl und Gas. Auch unsere städtische Tochter die Stadtwerke benötigen heute einen positiven Beschluss. Nur so werden die SWLB handlungsfähig und können die Umsetzung der Wärmewende beschleunigen.

Mit dem heutigen Beschluss ist jedoch die zukünftige Wärmeversorgung noch nicht zementiert. Das sogenannte Zielfoto zeigt auch an, wo es wahrscheinlich ist, dass keine Fernwärme hinkommen wird. Das sind Gebiete, die sich technisch weniger eignen und wo es schlichtweg eine wirtschaftliche Überforderung für die Stadtwerke bedeuten würde.

 

Wir brauchen neben der Online-Plattform jetzt einen Fahrplan, damit Bürgerinnen und Bürger der Stadt einsehen können, wann ihr Straßenzug mit der Wärmewende dran ist. 

 

Wichtig ist heute auch mitzunehmen: Die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes an die bisherigen Heizsysteme werden mit dem heutigen Beschluss noch nicht scharf gestellt. Dazu bedarf es weiterer Beschlüsse. Diese liefern dann auch erst größere Planungssicherheit für die einzelnen Gebiete, hier Cluster genannt. 

 

Andrerseits ist es definitiv davon abzuraten jetzt noch schnell eine neue Öl- oder Gasheizung einzubauen in der falschen Hoffnung damit zukunftssicher zu heizen. Die Klimakonferenz in Dubai hat letzte Woche endlich den Einstieg vom Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschlossen. Die Ampel in Berlin hat den Haushaltsstreit beigelegt: Ein erhöhter CO2-Preis schafft einen wirtschaftlichen Anreiz den Öl und Gas-Verbrauch zu reduzieren. 

 

Auch daher ist es wichtig, das städtische Förderprogramm KlimaBonus auszubauen, damit finanziell schwächere Haushalte bei der Wärmewende mitgenommen werden. Auch muss der KlimaBonus an die neuen Realitäten angepasst werden und der Umstieg auf Wärmepumpen und Fernwärme gefördert werden. Wir wollen wissen, wie insbesondere Wohneigentümergemeinschaft beim Umstieg unterstützt werden können. Es ist notwendig die Häuser in Ludwigsburg schneller und besser zu sanieren. Dazu werden Kommunikation, Informationen und auch Förderungen benötigt. Die Ludwigsburger Energieagentur muss besser aufgestellt und bekannt gemacht werden. Dann ist sie für einen Ansturm an Anfragen zu Sanierung und zukünftiger Wärmeversorgung gewappnet. Auch muss das Personal bei den SWLB aufgestockt werden. 

 

Damit die Wärme zu den Häusern kommt, müssen Rohre verlegt werden. Auch brauchen die Wärmepumpen genügend dicke Stromkabel und mehr PV-Strom. Auch dafür gibt es Anträge aus der Bürgerschaft. Dieser Stadtumbau muss gut geplant und koordiniert werden. Doch die Fernwärme fällt nicht vom Himmel, sondern muss erzeugt werden und zwar vor Ort. Es braucht Flächen für Energieanlagen. Wärme wird zukünftig hauptsächlich von der Sonne, aus der Erde, dem Wasser und der Luft gewonnen - und nur zu einem sehr geringen Teil aus Biomasse. Wo soll die denn auch herkommen? Pellets müssten von weither transportiert werden und Mais für Biogas ist sehr ineffizient. Salonwald und Favoritepark sollen auch mal schön stehen bleiben. 

Auch ist es fraglich wo das so schön benannte „Grüne Gas“ herkommen soll. Grüner Wasserstoff und synthetische Gase werden auf lange Zeit unerschwinglich und viel zu schade zum Verbrennen sein um Wärme zu erzeugen. Hier müssen die nachgelagerten Transformationspläne und Machbarkeitsstudien nachsteuern, damit diese dann unsere Zustimmung finden. Ein Ausbau der Biomasseverbrennung und ein unrealistisch hoher Anteil an „grünem“ Gas ist mit uns Grünen nicht machbar. 

Sollte zentral Biomasse zum Einsatz kommen, müssen zwingend Pyrolyseanlagen erwogen werden, die neben Wärme auch Kohlenstoff produzieren. So wird CO2 langfristig gebunden. 

 

Nur zu gern verweisen Sie, Herr Oberbürgermeister Dr. Knecht, darauf, dass für den Umbau, die Transformation der Wärmeversorgung massive Investitionen nötig sind und Land und Bund sich auch finanziell engagieren. Das geschieht bereits und muss auch in Zukunft weiter passieren. Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) sieht für die Transformationspläne und Machbarkeitsstudien eine Förderung von 50 Prozent vor und für Netzausbau und Anlagenbau 40 Prozent.  

 

Wir bedanken uns bei der Verwaltung, Herrn Merkle und dem gesamten Team, und dem Ingenieurbüro für die fundierte Ausarbeitung und die Beantwortung unserer Fragen. 

Der kommunalen Wärmeplanung stimmen wir zu.  

 

- Florian Sorg, Gemeinderat 19. Dezember 2023, Ö9

Ergebnisse und Abschluss der kommunalen Wärmeplanung

 

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