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Rede zum Schulentwicklungsplan

Mit dem Schulentwicklungsplan liegt ein schwerer Brocken vor uns und egal wie wir uns entscheiden, wir werden es falsch machen. Mehrere Gründe drängen uns zu Veränderungen:

1. die demografische Entwicklung, wonach die Schülerzahlen in Zukunft zurückgehen werden

2. die rapide schwindende Akzeptanz der Hauptschule

3. der gesellschaftlich erforderliche Umbau in Ganztagesschulen

- und dies in einem Umfeld, wo nach Pisastudien und öffentlichen Diskussionen alles nach Schulreform schreit, von den zuständigen Stellen jedoch verzweifelt am 3-gliedrigen Schulsystem festgehalten wird, obwohl uns bestätigt wird, dass frühzeitige Auslese Chancengleichheit vereitelt, mehr noch soziale Unterschiede zementiert.

 

Grund genug, auf individuelle Förderung zu setzen, die keine Stigmatisierung durch das 3-gliedrige Schulform zulässt. Doch nun zu den Verhältnissen in Ludwigsburg und unserer Aufgabe als Schulträger, der die räumlichen und sächlichen Voraussetzungen für die Bildung unserer Kinder schaffen muss.

 

Die vorgeschlagene Konzentration von künftig 3 Hauptschulstandorten Ost-Mitte-West erscheint entsprechend dem Raumprogramm zunächst einleuchtend. Dies sichert zwar die Überlebensfähigkeit mit einer Zweizügigkeit, doch ist zu fragen ob dadurch nicht neue, zukunftsweisende Möglichkeiten vertan werden. Wäre die drohende Einzügigkeit nicht eine bessere Motivation sich um Kooperationen mit Real- und Berufsschulen zu bemühen und somit der Stigmatisierung als Restschule zu entkommen? Und gleichzeitig könnten die guten pädagogischen Konzepte der Hauptschule genutzt werden. Auf diese Weise entstehen zur Zeit etliche Modellschulen im Land. Vor allem für die Osterholz-Hauptschule direkt neben der Realschule wäre dies eine Option – an der Hirschbergschule könnte über eine Kooperation mit der Berufsschule nachgedacht werden.

 

Solange es jedoch die Hauptschule in ihrer jetzigen Form gibt, müssen wir die Kinder dort unterstützen und zu einem qualifizierten Abschluss führen, d.h. In einem überschaubaren Umfeld, durch familiäre Beziehungen und wenn irgend möglich kleine Klassen. In Bezug auf die Hauptschulbezirke wurde unserer Meinung nach zu wenig über die Öffnung der Schulbezirke nachgedacht und auch nicht die Friedrich-von-Keller-Schule in eine Veränderung der Bezirke einbezogen. Nebenbei ist es ein Skandal, dass nur bei der Hauptschule als weiterführende Schule ein Wahlrecht ausgeschlossen ist. Deshalb bitten wir vor Beschlussfassung zu prüfen, ob ein anderer Zuschnitt von Schulbezirken, unter Einbeziehung der Friedrich-von-Keller-Schule möglich ist, bzw. Öffnung der Zuordnung, damit die Zweizügigkeit erhalten bleibt. Gleichzeitig sind die Hauptschulen aufgefordert, über mögliche Kooperationen nachzudenken.

 

Auch in Bezug auf die Grundschulen sind für uns die Vorschläge nicht befriedigend. Wir sind noch immer davon überzeugt, dass der Standort für Grundschulen fußläufig erreichbar sein muss. Auch wenn wir wissen, dass dies nicht immer der Lebenswirklichkeit entspricht, muss den Eltern immer wieder vermittelt werden, dass sie ihren Kindern keinen gefallen tun, wenn sie sie mit dem Auto in die Schule fahren.

Der gemeinsame Schulweg zu Fuß fördert gesundheitliche und soziale Entwicklungen, die nicht unterschätzt werden dürfen; mancher morgendliche “Andienverkehr” gefährdet mehr, als dass er nützt.

 

Von den Umzugsplänen wäre vor allem die Pestalozzischule betroffen. Wir können keinen Sinn in einer Konzentration an der Schulgasse sehen zumal dies eine Verlängerung des Schulwegs für die Südstädtler bedeuten würde. Die Innenstadt -Rochade wurde ausgelöst durch den Mehrbedarf des Goethegymnasiums. Sinnvoll ist, das gesamte Gebäude für das Gymnasium frei zu machen. Warum wurde dann nicht überlegt, die Justinus-Kerner-Schule ganz aufzulösen und die Schüler den jetzt bestehenden Hauptschulen zuzuweisen?

 

Wir bitten, auch diese Möglichkeit noch zu prüfen. Einig sind wir mit dem Erhalt der Eichendorffschule, weil eine Identifikation mit einem Stadtteil immer mit der Schule einher geht. Und dieser Stadtteil hat es nötig, sich nach außen als gelungener Standort für Integration darzustellen. Das soll ja auch durch die “Soziale Stadt” erreicht werden. Deshalb müssen wir diesen Standort stützen und deutlich machen, dass hier eine Ganztagesschule vorhanden ist, die für berufstätige Eltern ideale Betreuungs- und Bildungschancen bietet. Eltern haben es selbst in der Hand, dass sich der Anteil von deutschsprachigen Kindern erhöht!

 

Noch ein Wort zu den Grundschulen: Sollte doch eine Erweiterung der gemeinsamen Grundschulzeit auf 6 Jahre (Modell Orientierungsstufe) kommen, sollte dies vom Raumprogramm möglich sein.

 

Zu Punkt 5 der Vorlage: Einigkeit herrscht auch bezüglich der Silcherschule. Wir bevorzugen jedoch die Reintegration und keine weitere Standortsuche. Die Beschlüsse zum Schulentwicklungsplan sind äußerst komplex und schwerwiegend, sowohl personell als auch finanziell. Auch habe ich neue Fragen aufgeworfen, die einer Überprüfung bedürfen. Einer empfehlenden Beschlussfassung für den Gemeinderat kann ich heute nicht folgen und werde mich enthalten. Die Entscheidung erscheint uns geeigneter, im Gesamtgremium getroffen zu werden.

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